Wie bekomme ich die PrEP im Ramen des nationalen Gesundheitssystems?

Derzeit ist die PrEP nur in vier Ländern kostenfrei oder mit einer geringen Selbstbeteiligung im Rahmen des nationalen Gesundheitssystems erhältlich. Weitere Länder sollen in Kürze folgen.

Die vier Länder sind Frankreich, Norwegen, Belgien und Schottland (Schottland hat wie auch England, Wales und Nordirland sein eigenes nationales Gesundheitssystem).

In all diesen Ländern ist die PrEP nur für MSM (Männer, die Sex mit Männern haben) mit hohem HIV-Risiko und andere Personen mit einem vergleichbaren HIV-Risiko erhältlich. „Risiko“ wird dabei unterschiedlich definiert. Als Kriterien werden häufig folgende Punkte herangezogen: Sex ohne Kondom in der letzten Zeit, mindestens eine diagnostizierte sexuell übertragbare Infektion (STI) in der letzten Zeit, Partnerschaft mit einer HIV-positiven Person mit nachweisbarer oder unbekannter Viruslast. Diese Kriterien müssen aber nicht auf alle PreP-Kandidat_innen zutreffen; in der Regel haben Ärzt_innen einen Ermessensspielraum für Fälle, in denen wahrscheinlich ein hohes HIV-Risiko vorliegt, auch wenn die Person nicht die üblichen Kriterien erfüllt.

Zumindest zu Beginn wird die PrEP in den meisten Ländern nur von speziellen Kliniken oder Zentren für sexuelle Gesundheit angeboten. In Frankreich müssen sich solche Kliniken und Zentren für die PrEP-Verschreibung qualifizieren.

Frankreich

In Frankreich begann die PrEP-Vergabe Anfang 2016 über ein Netzwerk von Kliniken für sexuelle Gesundheit. Auch wenn die PrEP-Nutzer_innen unter Umständen zunächst einige Leistungen selbst bezahlen müssen, bekommen die meisten Nutzer_innen den Großteil der Kosten erstattet. Bislang haben fast 3.000 Personen unter diesen Bedingungen eine PrEP begonnen, bis auf eine Handvoll alles Männer, die Sex mit Männern haben. Französischsprachige PrEP-Infoseiten finden sich unter http://prep-info.fr und http://sexosafe.fr/la-prep. Eine gute Community-Facebookgruppe zur PrEP in Frankreich ist PrEPDial (https://www.facebook.com/groups/PrepDial/).

Norwegen

Im November 2016 kündigte Norwegen an, die PrEP über die Olafia-Klinik für sexuelle Gesundheit in Oslo abzugeben. Im Juli 2017 hatten mindestens 150 Nutzer_innen mit einer PrEP begonnen oder warteten auf den Start ihrer PrEP. Das mag auf den ersten Blick nicht viel erscheinen, entspräche aber umgerechnet auf die Bevölkerung Frankreichs 1.900 Nutzer_innen. Die Facebookseite der Olafia-Klinik findet sich hier, ein Beitrag über diesen Service (auf Norwegisch) hier.

Schottland

Im April 2017 kündigte Schottland die PrEP-Einführung an. Die erste Verschreibung erfolgte am 5. Juli 2017. Informationen zur PrEP in Schottland bietet die Website www.prep.scot.

Belgien

Belgien kündigte im Mai 2016 an, die PrEP zum 1. Juni einzuführen, und setzte diese Ankündigung auch um. Die Medikamente werden nicht kostenlos abgegeben, sondern zum stark reduzierten Preis von 11,90 für 30 Tabletten. Weitere Informationen über die Zugangskritierien und die Orte, wo man sie bekommt, finden sich unter www.be-prep-ared.be/en/prep-in-belgium.

Portugal

Portugal kündigte im Mai 2017 an, die PrEP einführen zu wollen. Laut den PrEP in Europa vorliegenden Informationen hat das Gesundheitsministerium einen Entwurf für PrEP-Leitlinien fertiggestellt, diesen aber noch nicht in den Beratungsprozess gegeben. Auch wird noch eine Stellungnahme der portugiesischen Medikamentenbehörde Infarmed erwartet.

Mittel- und Osteuropa

Der Generikahersteller Mylan hat angekündigt, im August 2017 ein Truvada-Nachahmerpräparat (mit denselben Wirkstoffen, also Tenofovir plus Emtricitabin) auf den Markt zu bringen. In Mittel- und Osteuropa ist die Lage anders als in Westeuropa, da hier in vielen Fällen die Patentregelungen, die den Verkauf von Generika einschränken, nicht greifen. Die Markteinführung ist für Polen und weitere Länder geplant; sobald uns weitere Informationen dazu vorliegen, werden wir sie hier veröffentlichen.