PrEP in Europa: eine kurze Geschichte

Die PrEP in Europe Initiative wurde gegründet, um eine Lücke bei der Lobbyarbeit für die HIV-Prä-Expositions-Prophylaxe (PrEP) in Europa zu schließen.

Die PrEP wird in Europa sehr viel langsamer eingeführt als in den USA. Bis jetzt ist sie nur in wenigen Ländern durch Ärzt_innen im Rahmen des Gesundheitssystems erhältlich, und zwar in Frankreich, Norwegen, Schottland, Belgien und Wales (in Belgien muss eine kleine Zuzahlung geleistet werden).

November 2010

Die iPrEx-Studie belegt zum ersten Mal die Wirksamkeit der PrEP.

 

Juli 2012

Die PrEP wird in den USA – in Form einer einmal täglich einzunehmenden Tablette mit den Wirkstoffen Tenofovir und Emtricitabin (Truvada®) – von der Medikamentenbehörde FDA für Menschen mit hohem HIV-Risiko zugelassen.

Mai 2014

Die US-amerikanische Gesundheitsbehörde Centers for Disease Control and Prevention (CDC) empfiehlt die PrEP und veröffentlicht detaillierte Leitlinien für ihre Verschreibung.

November 2015

Frankreich wird das zweite Land der Welt, das die PrEP im Rahmen des Gesundheitssystems anbietet. Zunächst erfolgt das im Rahmen einer „temporären Gebrauchsempfehlung“, seit April 2017 regulär.

 

Juli 2016

Die europäische Medikamentenbehörde EMA erteilt endlich die PrEP-Zulassung – vier Jahr nach ihrem Gegenstück, der FDA. Bei Medikamenten zur Behandlung der HIV-Infektion hat es noch nie eine solch lange Verzögerung gegeben.

 

November 2016

Norwegen wird das zweite europäische Land, in dem die PrEP voll finanziert angeboten wird.

 

April 2017

Schottland kündigt die Einführung der PrEP an; die ersten Nutzer_innen beginnen im Juli 2017 mit der PrEP.

May 2017

Belgien und Portugal kündigen an, die PrEP mit einer geringen Selbstbeteiligung (Belgien) oder komplett kostenlos anzubieten.

September 2017

Erik Tenberken von der Deutschen Arbeitsgemeinschaft HIV- und Hepatitis-kompetenter Apotheken kündigt folgendes Modell an: Menschen, die die PrEP brauchen, können in teilnehmenden Apotheken auf Privatrezept jeweils 28 PrEP-Tabletten für rund 50 Euro bekommen (weitere Informationen unter https://www.aidshilfe.de/meldung/bald-50-euro-prep-ersten-deutschen-staedten-erhaeltlich).

Andere Länder führen derzeit oder demnächst Demonstrations- oder Implementierungsstudien durch, bevor sie über eine Finanzierung der PrEP im Rahmen des Gesundheitssystems entscheiden. In England hat im Oktober 2017 die große Implementierungsstudie IMPACT begonnen. In den Niederlanden läuft ebenfalls eine Studie, und auch in einigen Ländern Mittel- und Osteuropas sind Studien geplant. In Deutschland kann man sich die PrEP von Ärzt_innen auf Privatrezept verschreiben lassen.

Ein anderer Weg, um in Europa an eine PrEP zu kommen, ist der Online-Kauf. Online-Apotheken können Generika (Nachahmerpräparate mit den gleichen Wirkstoffen) anbieten, die wesentlich günstiger sind als die Markenpräparate. Generische PrEP-Medikamente mit den Wirkstoffen Tenofovir/Emtricitabin kann man online für etwa 10 % der Kosten für Truvada® bekommen.

Britische Aktivistengruppen wie I Want PrEP Now und PrEPster sowie ähnliche Gruppen in anderen Ländern haben diesen Weg öffentlich bekanntgemacht.

In den meisten europäischen Ländern ist es allerding illegal, Generika einzuführen, solange die Patente dort noch gelten. Einige wenige Länder, darunter Großbritannien und die Schweiz, erlauben die Einfuhr geringer Mengen für den Eigengebrauch.

In den USA nehmen zurzeit etwa 130.000 Menschen die PrEP – bei 1,2 Millionen möglicher Kandidat_innen, so die CDC.

In Europa dagegen machen derzeit nur etwas weniger als 3.000 Menschen in Frankreich und bis zu 150 in Norwegen eine PrEP im Rahmen des Gesundheitswesens. Zwar werden die Zahlen steigen, wenn auch andere Länder die PrEP einführen, aber sie bleiben immer noch weit hinter denen in den USA zurück.

Zusätzlich könnten sich – sehr grob geschätzt – etwa 10.000 Menschen in Europa die PrEP selbst besorgen und die Tabletten entweder täglich oder anlassbezogen einnehmen. Insgesamt könnten also mehr als 15.000 Menschen in Europa derzeit eine PrEP machen.

Das heißt: In einer Region mit mehr als doppelt so vielen Einwohner_innen wie die USA machen etwa ein Zehntel so viele Menschen wie in den USA eine PrEP – die meisten von ihnen auf eigene Kosten. Die Zahl der PrEP-Kandidat_innen ist noch nicht einmal geschätzt worden.

Und deshalb brauchen wir eine PrEP-Kampagne für ganz Europa.