Wie bekomme ich die PrEP im Rahmen einer Studie?

Ein Weg, um an innovative Medikamente zu gelangen, ist die Teilnahme an einer Studie.

Hiervon geht es zwei unterschiedliche Arten: randomisierte kontrollierte Studien und Implementierungsstudien, auch Demonstrationsstudien genannt.

Bei einer randomisierten kontrollierten PrEP-Studie wird die PrEP mit einer anderen Präventionsmethode oder mit einem anderen Medikament verglichen, um herauszufinden, ob dieses andere Medikament ebenfalls als PrEP funktioniert.

Weil wir wissen, dass Truvada als PrEP funktioniert, gibt es keine randomisierten Studien mehr, in denen ein Teil der Teilnehmer_innen überhaupt keine PrEP bekommt. Stattdessen wird in einer randomisierten kontrollierten PrEP-Studie heute in der Regel die Truvada-PrEP mit einer experimentellen anderen PrEP verglichen. Diese kann dann besser, gleich gut oder schlechter als Truvada abschneiden.

Die international angelegte große randomisierte DISCOVER-Studie vergleicht eine neue Form von Truvada namens Descovy mit Truvada als PrEP. In Europa gibt es Studienzentren in sieben Ländern, aber alle Plätze sind bereits belegt. Wir wissen, dass Descovy als Medikament zur HIV-Behandlung funktioniert, aber wir haben keinen Beweis, ob es genauso gut als PrEP funktioniert wie Truvada – genau das soll diese Studie herausfinden.

In einer Implementierungsstudie bekommt jede_r Teilnehmer_in die wirksame Standard-PrEP. Eine solche Studie untersucht nicht die Wirksamkeit der PrEP, sondern erforscht, wie man jene, die sie am dringendsten brauchen, am besten damit versorgt. Fragen könnten sein: Wie wirkt sich die PrEP auf die Gesamtzahl der HIV-Infektionen aus? Kann sie effizient und ohne übermäßige Kosten angeboten werden? Beeinflusst die PrEP das Risiko der Nutzer_innen, sich mit anderen sexuell übertragbaren Infektionen anzustecken? Ist die Nachfrage höher oder niedriger als erwartet?

In mehreren Ländern werden zunächst kleinere oder größere Implementierungsstudien durchgeführt, bevor die PrEP dort Teil der Standard-Gesundheitsversorgung wird.

Laufende und geplante Studien

Derzeit (Juli 2017) sind alle bis auf eine PrEP-Studien in Westeuropa  voll, nehmen also keine neuen Teilnehmer_innen auf.

Die Ausnahme ist Wales: Am 17. Juli 2017 begann der Welsh Health Service mit der Rekrutierung für die Implementierungsstudie PrEPared in Wales. Die Studie will 500 Teilnehmer_innen gewinnen und soll drei Jahre laufen. (Wales hat – wie Schottland, wo die PrEP bereits regulär angeboten wird – ein eigenes, von den anderen britischen Regionen unabhängiges Gesundheitssystem).

In England beginnt demnächst, voraussichtlich im August 2017, die große IMPACT-Implementierungsstudie mit 10.000 Teilnehmer_innen. Untersucht wird die Frage, ob das Gesundheitssystem die PrEP effizient und wirtschaftlich anbieten kann.

In anderen europäischen Ländern sind kleinere Implementierungsstudien geplant.

In Griechenland untersucht die soziologische SOPHOCLES-Studie den PrEP-Bedarf bei Männern, die Sex mit Männern haben (MSM). Auf Basis der Ergebnisse sollen dann 100 MSM mit hohem HIV-Risiko für eine Demonstrationsstudie namens P4G gewonnen werden.

In Spanien wurde ein nationales Studienprotokoll entworfen, das aber von jeder der autonomen Gemeinschaften selbst finanziert und umgesetzt werden muss. Bisher haben Katalonien und die baskischen Provinzen ihr Interesse bekundet.

In Mitteleuropa sind mehrere Studien geplant: Slowenien will noch 2017 beginnen, Kroatien Anfang 2018 und Rumänien ebenfalls 2018. Keine dieser Studien ist allerdings gesichert; es sind noch finanzielle und verwaltungstechnische Hürden zu überwinden.

In Kiew in der Ukraine soll im August oder September 2017 eine PrEP-Studie für 100 Personen mit erhöhtem HIV-Risiko beginnen. An der Finanzierung beteiligen sich das PEPFAR-Programm zusammen mit UNAIDS und der Alliance for Public Health.

In Georgien ist für Ende 2017 eine Studie mit 100 MSM geplant. Sie soll vom georgischen Forschungszentrum für Infektionskrankheiten, Aids und Klinische Immunologie und der LGBT-NGO Equality Movement durchgeführt werden.

PrEP in Europe versucht, aktuelle Informationen zur PrEP-Studien auf den Länderseiten zu präsentieren. Bitte wenden Sie sich per E-Mail oder über unsere Facebook-Seite an uns, falls Sie Hinweise auf Studien in Ihrer Region veröffentlichen wollen.